Die bewegende Geschichte von Peggy Knobloch

Am Nachmittag des 7. Mai 2001 verschwand die neunjährige Peggy Knobloch aus Lichtenberg in Oberfranken auf mysteriöse Weise. Dieser Fall schockierte nicht nur die kleine Gemeinde, sondern ganz Deutschland und wurde zu einem der rätselhaftesten Kriminalfälle des Landes. Die Suche nach der Wahrheit führte durch ein Labyrinth von Ermittlungen, Verdächtigungen und Prozessen, die die Grenzen von Gerechtigkeit und Wahrheitsfindung herausforderten.

Ort des Verschwindens von Peggy Knobloch - Oberfranken
Blondes Mädchen auf dem Weg nach Hause - Peggy Knobloch

Ein Verschwinden, das Fragen aufwirft

Peggy wurde zuletzt gesehen, als sie den Heimweg von der Schule antrat. Ihr Verschwinden löste eine der größten Suchaktionen in der deutschen Kriminalgeschichte aus, an der sich Hunderte von Freiwilligen und Polizeibeamten beteiligten. Trotz intensiver Bemühungen blieb Peggy spurlos verschwunden, und die Gemeinde blieb mit unbeantworteten Fragen und einer wachsenden Angst zurück.

Ulvi Kulac – Der Prozess, Wiederaufnahme und Freispruch

2004 wurde Ulvi Kulac in einem umstrittenen Prozess für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Prozess und das Urteil waren von Anfang an umstritten. Kritiker wiesen auf das Fehlen physischer Beweise und die fragwürdige Zuverlässigkeit der Zeugenaussagen hin. Kulacs Verteidigung argumentierte, dass sein Geständnis unter fragwürdigen Umständen zustande gekommen sei und dass er aufgrund seiner geistigen Behinderung leicht zu manipulieren sei.

Die Zweifel am Fall gegen Kulac ließen nicht nach. Im Jahr 2014, nach jahrelangen Bemühungen seiner Anwälte und Unterstützer, wurde der Fall wieder aufgenommen. Neue Beweise und die Infragestellung der früheren Beweisführung führten schließlich zu Kulacs Freispruch im selben Jahr. Dieser Freispruch war ein seltener Sieg für Gerechtigkeit, aber er hinterließ auch eine quälende Frage: Wenn Ulvi Kulac nicht für Peggys Verschwinden verantwortlich war, was war dann mit ihr geschehen?

Weitere Ermittlungen im Fall Peggy Knobloch

Zwischen 2013 und 2015 intensivierten sich die Ermittlungen im Fall Peggy Knobloch. Bereits 2007 hatten die Behörden das Haus des in der Nähe lebenden vorbestraften Sexualstraftäters Robert E. durchsucht. Dabei fanden sie jedoch keine entscheidenden Beweise. Die Ermittlungen führten später zu weiteren Verdächtigen:

  1. Verdächtige aus dem Umfeld von Peggy: Ab 2013 geriet ein Mann aus Halle ins Visier der Ermittler, der Peggy bekannt war und sich ihr gegenüber auffällig verhalten hatte. Ebenfalls überprüft wurde der Adoptivbruder dieses Mannes, dessen Alibi sich als falsch herausstellte.
  2. Suche an ungewöhnlichen Orten: Die Polizei eröffnete ein Grab auf dem Friedhof in Lichtenberg in der Hoffnung, Peggys Leiche dort zu finden, und suchte in einem Stausee nach Peggys Schulranzen. Beide Suchaktionen blieben erfolglos.
  3. Fund von Peggys Überresten: Im Juli 2016 wurden Skelettteile von Peggy in einem Waldstück gefunden. Trotz intensiver Untersuchungen des Fundortes blieben viele Fragen offen. Einschließlich der Umstände von Peggys Tod und der Dauer, die ihre Überreste dort lagen.
  4. Verbindung zu Uwe Böhnhardt: Es wurden DNA-Spuren des Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt am Fundort entdeckt, was sich jedoch später als Trugspur herausstellte.
  5. Ermittlungen gegen Manuel S.: Im Jahr 2018 führten neue Spuren zu Manuel S., einem Bekannten von Ulvi Kulac. Trotz seiner Festnahme und der Aufdeckung verdächtiger Aussagen wurde er später aus der Untersuchungshaft entlassen.
  6. Einstellung der Ermittlungen: Trotz der Vielzahl an Spuren, Gutachten und Vernehmungen wurden die Ermittlungen im Oktober 2020 eingestellt. Peggys sterbliche Überreste wurden 2022 beigesetzt, ohne dass die Wahrheit über ihr Schicksal vollständig aufgeklärt wurde.

Ein Rätsel, das bleibt

Der Fall Peggy Knobloch bleibt bis heute ein offenes Kapitel in der deutschen Kriminalgeschichte. Trotz umfangreicher Ermittlungen, einer landesweiten Suche und einem langen juristischen Kampf bleibt Peggys Schicksal ungewiss. Dieser Fall ist nicht nur eine Tragödie für eine Familie, sondern auch eine düstere Erinnerung an die Grenzen unseres Rechtssystems und die Komplexität der Wahrheitsfindung.

Dokumentationen

Höllental

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