Die Entführung
Am 1. März 1932 erschütterte eine der entsetzlichsten Kriminalgeschichten die Nation. Die Entführung des Lindbergh Babys. Der 20 Monate alte Sohn Charles Lindbergh, dem weltberühmten Flugpionier, Charles Augustus Lingbergh III., wurde entführt.
In den Abendstunden dieses tragischen Tages drang ein Unbekannter in das Lindbergh-Anwesen in Hopewell, New Jersey, ein. Dieses entsetzliche Verbrechen löste eine landesweite Schockwelle aus. Der Entführer nutzte eine Leiter, um das Schlafzimmer des kleinen Charles im zweiten Stock zu erreichen. Ermittlungen zufolge hat diese Leiter nachweislich die Tischlerei von Bruno Richard Hauptmann hergestellt.
Die dramatischen Verhandlungen begannen, als der Entführer über verschiedene Medien Kontakt zu den Lindberghs aufnahm. Unter dem Vorwand, eine Nachricht über die Entführung hinterlassen zu wollen, wurde eine Notiz gefunden, die Lösegeldforderungen von 50.000 US-Dollar enthielt. Der Vermittler John Condon wurde eingeschaltet, um das Lösegeld zu übergeben. Trotz der Zahlung von 50.000 US-Dollar, zum Teil in Goldzertifikatnoten, gab der Entführer das Kind nicht frei. Am 12. Mai 1932 entdeckte die Polizei schließlich die leblose Leiche von Charles Lindbergh III. in den Wäldern nahe dem Anwesen.
Die Lindbergh-Entführung bleibt ein dunkles Kapitel in der amerikanischen Kriminalgeschichte und hat tiefe Spuren in der öffentlichen Wahrnehmung hinterlassen. Der tragische Verlust des Lindbergh-Babys und die folgenden Ereignisse um die Verhaftung und Hinrichtung von Bruno Richard Hauptmann werden noch heute als eines der schlimmsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts betrachtet.

Anne Lindbergh und ihr Sohn Charles Augustus Lingbergh III.
Bruno Hauptmann – vom Kriegsveteranen zum Verbrecher
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Bruno Richard Hauptmann, geboren am 26. November 1899 in Kamenz, Sachsen, fand sein Leben von Anfang an von Herausforderungen geprägt. Nach einer achtjährigen Schulzeit und einer Ausbildung zum Tischler kämpfte er als Maschinengewehrschütze an der Westfront im Ersten Weltkrieg. Die Narben dieses Krieges, darunter Verwundungen durch Giftgas, begleiteten ihn für den Rest seines Lebens.

Nach dem Krieg fand Hauptmann, wie viele seiner Kameraden, Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche. Dies führte ihn auf den Pfad des Verbrechens. Er brach in Wohnungen ein und überfiel Frauen, was zu seiner Verurteilung und einer mehrjährigen Haftstrafe im Zuchthaus Bautzen führte. Nach seiner Entlassung geriet er erneut auf die schiefe Bahn, wurde abermals verhaftet und entkam aus der Untersuchungshaft, nachdem er seine Gefangenenkleidung mit einem provokanten Zettel für die Polizei zurückließ.
In einem verzweifelten Versuch, seinem tristen Dasein zu entkommen, wandte sich Hauptmann illegalen Einwanderungsmethoden zu. Nach zwei gescheiterten Versuchen war sein dritter Anlauf, im November 1923 in die Vereinigten Staaten zu gelangen, von Erfolg gekrönt. Dort traf er im Frühjahr 1924 auf Anna Schöffler, ebenfalls eine deutsche Immigrantin. Die beiden heirateten im Oktober 1925 und versuchten, sich in der Bronx eine Existenz aufzubauen. Hauptmann arbeitete als Tischler, während seine Frau in einer örtlichen Bäckerei beschäftigt war.
Die düstere Wendung im Leben von Bruno Richard Hauptmann begann, als er der Entführung und Ermordung von Charles Lindbergh III., dem Sohn des berühmten Piloten Charles Lindbergh, angeklagt wurde. Die Anklage führte zu seiner Verurteilung und schließlich zur Hinrichtung im April 1936, wodurch Hauptmanns Leben zu einer von Tragödien gezeichneten Geschichte wurde.
Verhaftung und Prozess
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Die Verhaftung
Die dramatische Wendung in der Lindbergh-Entführung kam im September 1934, als eine 10-Dollar-Goldzertifikat-Note, Teil des gezahlten Lösegelds, auftauchte. Ein aufmerksamer Tankstellenbesitzer hatte Hauptmanns Autokennzeichen auf der Note notiert, die ein Bankangestellter später als registriert erkannt hat. Diese Entdeckung führte zur Verhaftung von Bruno Richard Hauptmann.
Die Ermittler durchsuchten Hauptmanns Haus und stießen auf weitere 14.600 Dollar in Goldzertifikat-Noten aus dem Lösegeld. John Condon, der Vermittler, identifizierte Hauptmann im Prozess eindeutig als den Mann, dem er das Lösegeld übergeben hatte. Die entscheidende Verbindung war die Feststellung, dass die bei der Entführung verwendete Holzleiter in Hauptmanns Tischlerei angefertigt wurde.
Der Prozess
Der Prozess gegen Bruno Richard Hauptmann begann im Jahr 1935 in Flemington, New Jersey. Die Anklage präsentierte überzeugende Beweise, darunter die Identifizierung durch Condon und die Herkunft der Leiter. Trotzdem beteuerte Hauptmann seine Unschuld. Er behauptete, das Geld von einem Freund namens Isidor Fisch erhalten zu haben, einem deutschen Immigranten, der mittlerweile verstorben war.
Die Verteidigung versuchte, einige Beweise als Fälschungen zu entlarven, und es gab Berichte über Polizeigewalt gegen Hauptmann und Einschüchterung von Zeugen. Die Presse spielte eine entscheidende Rolle, indem sie Hauptmann als ausländischen Bösewicht darstellte. Ein Reporter gestand sogar, ein Beweisstück gefälscht zu haben, und dennoch hatte man Hauptmann zum Tode verurteilt.
Trotz Zweifeln an der Echtheit einiger Beweise und der Möglichkeit von Polizeifehlverhalten wurde Hauptmann am 3. April 1936 hingerichtet. Der Prozess und die anschließende Hinrichtung werfen bis heute Fragen auf und bleiben ein umstrittenes Kapitel in der Geschichte der amerikanischen Justiz.
Dokumentationen
Geheimnisse der Geschichte – Wer ermordete das Lindbergh Baby?
Deutsche Podcastfolgen zur Entführung
Zum Podcast: Tatort Deutschland