Der goldene Handschuh, der siebte Roman des Schriftstellers Heinz Strunk, ist ein packendes Werk, das die dunklen Kapitel im Leben des Hamburger Serienmörders Fritz Honka beleuchtet. Erschienen im Jahr 2016, erhielt dieses Buch, das Strunk als Tatsachenroman deklariert, den renommierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. Der Roman zeichnet sich durch seine Perspektive aus: Er ist überwiegend aus der Sicht des Täters geschrieben.
Das Buch ist tief in der Hamburger Region verankert und gliedert sich in drei Teile, die Honkas Leben von seinen Anfängen auf St. Pauli, über die City Nord, bis hin zu seinen letzten Taten skizzieren. Zentral ist dabei die Kneipe „Zum goldenen Handschuh“, die als düsterer Treffpunkt dient und Honkas Begegnungen mit seinen Opfern ermöglicht. Die Geschichte zeigt Honkas Abstieg in Wahnsinn und Gewalt, geprägt von Hass auf Frauen sowie sexueller Besessenheit und einer zerstörerischen Sentimentalität.
Strunks Entscheidung, über Honka statt über den Knabenmörder Jürgen Bartsch zu schreiben, spiegelt seine Absicht wider, das Thema mit einer gewissen humoristischen Note anzugehen, was bei Bartsch nicht möglich gewesen wäre. Insgesamt ist „Der goldene Handschuh“ eine tiefgründige Milieustudie, die die dunklen Seiten der menschlichen Natur und der Gesellschaft ungeschönt darstellt, ein Must-Read für Fans von True Crime.
Am 02. Juli 2018 wurden außerdem die Dreharbeiten des gleichnamigen Kinofilms in Hamburg begonnen. Der Filmstart war am 21. Februar 2019.
Die Handlung
„Der goldene Handschuh“ beginnt im Jahr 1971 mit dem Fund der Leiche von Gertraud B. in Hamburg-Altona. Der Verdacht fällt zunächst auf ihren Ex-Freund Winfried Schuldig, doch die Polizei kann ihm die Tat nicht nachweisen. Das erste Kapitel startet 1974 in der Kneipe „Zum goldenen Handschuh“, wo der alkoholabhängige Fritz Honka, genannt Fiete, Frauenbekanntschaften macht, während er regelmäßig trinkt. Hier lernt er Gerda Voss kennen, eine obdachlose Frau, die er in seine Wohnung in Hamburg-Ottensen mitnimmt.
Parallel dazu wird das Leben der wohlhabenden Familie Dohren in der Elbchaussee dargestellt, die durch skrupellose Geschäfte im Dritten Reich zu ihrem Vermögen kam. Die Familie ist intern zerrüttet und spiegelt damit eine andere Facette der Hamburger Gesellschaft wider.
Fiete und Gerda beginnen zusammenzuleben, was in exzessivem Trinken und Gewalt mündet. Fiete entzieht Gerda ihre Würde, indem er sie misshandelt und ihre letzten Besitztümer zerstört. Dabei wird auch das Leben von Karl von Lützow, einem alkoholkranken Anwalt und Schwiegersohn der Familie Dohren, beschrieben, der sich in demütigenden sexuellen Beziehungen verliert.
Die Handlung wechselt zwischen diesen Charakteren, wobei Honka eine Arbeit als Wachmann bei Shell bekommt und sich in die Putzfrau Helga verliebt. Seine Eifersucht und Gewaltfantasien steigern sich jedoch, als er Helga nicht für sich gewinnen kann.
In Kapitel 3 verfällt Honka wieder seinen alten Gewohnheiten. Er gibt sein Geld für Alkohol und Prostituierte aus und entwickelt gefährliche Gewaltfantasien. Diese Phase seines Lebens ist geprägt von Einsamkeit und Erinnerungen an traumatische Erlebnisse. In seiner Wohnung lagert er die Überreste früherer Opfer.
Die Handlung eskaliert, als Honka weitere Frauen in seine Wohnung bringt, um ihnen Gewalt anzutun. Eine der Frauen entkommt, das Schicksal der anderen bleibt weiterhin ungewiss. Honka ermordet später eine alkoholkranke Frau namens Anna und zwei weitere Opfer, Frieda und Ruth.
Das Buch endet mit einem Postskriptum, das von einem Wohnungsbrand und der Entdeckung der Leichen in Honkas Wohnung berichtet. Es folgt die Urteilsverkündung und Honkas Leben unter dem Namen Peter Jensen in einem Altenheim, bis zu seinem Tod 1998.
Charaktere
Details
- Fritz „Fiete“ Honka: Hilfsarbeiter und später Wachmann, tragische Hauptfigur des Romans.
- „Siggi“ Honka: Fritz Honkas einziger in Hamburg lebender Bruder, der sich um ihn kümmert.
- Gerda Voss: Gelegenheitsprostituierte, lebt zeitweise mit Honka zusammen und verschwindet schließlich spurlos.
- Gertrud B. (48): Gelegenheitsprostituierte, Honkas erstes Mordopfer.
- Anna B.: Gelegenheitsprostituierte, Honkas zweites Mordopfer.
- Frieda R.: Gelegenheitsprostituierte, Honkas drittes Mordopfer.
- Ruth S.: Gelegenheitsprostituierte, Honkas viertes Mordopfer.
- Herbert Nürnberg: Ehemaliger Profiboxer und Wirt im „Goldenen Handschuh“.
- „Anus“ alias Arno: Tresenbedienung im „Goldenen Handschuh“.
- Stammgäste im „Goldenen Handschuh“: Helmut Berger alias „Leiche“, die „Schimmligen“, die „Säberalmas“, „Soldaten-Norbert“, „Doornkaat-Willy“, „Fanta-Rolf“, „Taxi-Dieter“, „Tampon-Günther“, „Nasen-Erni“, Gisela von der Heilsarmee.
- Helga Denningsen: Putzfrau und Arbeitskollegin von Fritz Honka, Objekt seiner Begierde.
- WH1 – Wilhelm Heinrich von Dohren: Patriarch einer hanseatischen Reederfamilie, voller Hass.
- WH2 – Wilhelm Heinrich von Dohren: Sohn von WH1, beziehungsgestört.
- WH3 – Wilhelm Heinrich von Dohren (17): Pubertierender Enkel von WH1 und Sohn von WH2.
- Margit von Dohren: Ehefrau von WH2.
- Karl von Lützow: Bruder von Margit von Dohren, Inhaber einer Anwaltskanzlei, leidet unter Satyriasis.
- Petra Schulz: Mitschülerin von WH3 und Objekt seiner Begierde.